Sämtliche Stellungnahmen können vollständig und namentlich geschwärzt eingesehen werden.
Januar 2009, aus Leonstein: "..ich fühle mich noch immer mit Ihrem Buch verbunden. Die Erzählungen Ihres Lebens haben mich so gefesselt, dass ich kaum aufhören konnte, diese weiterzulesen. Teilweise war ich so berührt und erschüttert, dass ich die eine oder andere Träne nicht verhindern konnte. Immer wieder begegneten mir Menschen die ich persönlich kannte, bzw. kenne."
Februar 2009, ein ehemaliger Heimbewohner:... " Vorweg nur: alle damaligen "Erzieher" aus diesen beiden, wenn man sie so nennen kann, müssten meines Erachtens noch heute im Zuchthaus sein. Eine Bande von sadistisch agressiven Nazis! "
Lieber Jöri, Später in Eggenburg, gab es viele Fälle wie diesen, aber das war ja ein "Zuchthaus" und die Kinder waren älter. Ich selbst blieb ja verschont von diesen sexuellen Gewalttätern. War zwar nicht der Grösste und Stärkste, aber wohl der "Verrückteste" in Hinsicht auf Selbstverteidigung. Man sagte: "Geht dem H. aus dem Weg, der hat die Tollwut!" und das war auch gut so und absolut notwendig. Dort war es nämlich Sitte, jeden Neuankömmling sofort zu versklaven. Der "Boss" der Strafgruppe (Landwirtschaft) warf mir fünf Minuten nach meiner Ankunft seine mit Kuhdreck verschmierten Stiefel vor die Füsse und ich sollte sie schön sauber putzen. Als Antwort zerschlug ich einen Stuhl auf seinem Schädel. Er kam in das Krankenhaus und ich bekam eine Tracht Prügel vom Gruppenerzieher (Nazi). Aber für den Rest meines Aufenthaltes hatte ich Ruhe. Verstehe, dass nicht jeder gleich reagieren kann, aber in diesem Fall war es eine "überlegte" Reaktion, weil ich aus Wegscheid schon wusste, was mich erwartete. Normalerweise war/bin ich aber sehr friedfertig und das war die letzte "Schlägerei" in meinem gesamten Leben. Bin auch nicht rachsüchtig, aber es gibt Grenzen. Und diese Schweine (auch wenn es nur Kinder waren), die Dich in Leonstein vergewaltigt haben, hätte ich bis an ihr Lebensende gesucht und glaub mir, sie hätten es schwer bereut. Jeder Charakter ist wie gesagt unterschiedlich und ich bin der Meinung, dass man innerliche Konflikte nicht verdrängen kann und erst Ruhe bekommt,wenn man sie erledigt, also definitivv damit abgerechnet hat. Die Juden fürchteten Eichmann, bis sie ihn zur Rechenschaft ziehen konnten; Du verstehst was ich damit meine? Das Geschehene lässt sich nicht mehr ändern, aber seine Auswirkungen auf das weitere Leben kann man zum Teil selbst beeinflussen. Ich selbst bekam meine letzte Ohrfeige nicht im Heim, sondern in der Hauptschule Grünburg, vom besoffenen Handarbeitslehrer. Ich sagte ihm nur, dass er sich vor der nächsten gut überlegen soll, ob sein Haus "feuerfest" ist Seitdem sprach er nicht mehr mit mir und tat so, als wäre ich gar nicht in der Klasse. Aber merkwürdig: Meine Abschlussnote in seinem Fach war "sehr gut". ...Dass Deine "Krankengeschichte" gefälscht ist, wundert mich absolut gar nicht. Teils absichtlich und teils, weil Information fehlte, war alle Dokumendation der damaligen Jugendfürsorge ein Märchen aus Tausend und einer Nacht ...wendete ich mich an die Gemeinde Wels, weil ich meine Papiere brauchte. Mein Geburtszeugnis existierte nicht, aber wohl das meiner Mutter, die 9 jahre älter war als ich.(???)... Ein anderer "dokumentarischer" Nachweis ist, dass ich mit 16 schon aus Wegscheid wegen "guter Führung" entlassen wurde. Ich war vom Jugendgericht bis zum 21. Lebensjahr verurteilt und die Wahrheit ist: Ich hatte schwere Lungentuberkolose infolge von Überarbeitung und spuckte viel Blut. Der Arzt empfahl meine "Ausweisung" aus dem Heim wegen grosser Ansteckungsgefahr. Du siehst, die Archive hatten nichts mit Tatsachen zu tun, sondern wurden frei nach Lust und Laune modifiziert. Nach meiner Entlassung aus der Heilanstalt hatte ich den "Polizeistaat Österreich" ziemlich satt und setzte mich nach Deutschland (München) ab. Von diesen Moment an ging es nur bergauf. Weiss der Teufel, wie es weiter gegangen wäre, wenn ich im geliebten "Vaterland" geblieben wäre. Wahrscheinlich hätte mich die "wohlwollende" Jugendfürsorge wieder nach Eggenburg gesteckt.... ..aber dank Deiner Beschreibungen fällt mir wieder einiges ein, z.B. der Konsum vor dem Bahnhof, den hatte ich ganz vergessen. War aber sehr wichtig, weil wir dort oft Zuckerl klauten, während andere Kinder nach etwas fragten, was immer in der hintersten Ecke war. Die Ami-Schokolade (Milchzahnentferner) war glaube ich keine Schokolade, sondern steinharte Ovomaltinewürfel, oder? Während ich hier so schreibe, komme ich auch langsam zur Auffassung, dass mein " Bild" von Leonstein vielleicht doch nicht ganz den Tatsachen entspricht. Bis bald und herzliche Grüsse, Dein H.
Lieber H., ...ja der Konsumladen war wirklich ein Magnet für uns und ich hatte nie Zuckerl geklaut, sondern für 20 Groschen ein Tütchen Puderzucker gekauft und genüsslich meinen feuchten, bezuckerten Zeigefinger abgeschlutscht.... ...nein H. die Geschichte mit Schwester M. stimmt und sie musste auch vom Kinderheim fortgehen... denn er hat mir auch erzählt, dass die Schwester nachts in seinen Schlafsaal kam und die Kinder das wussten und sie von einem Kind geschwängert wurde... ... diese Vergewaltigungsgeschichte war für mich fürchterlich, weil ich lange Alpträume hatte und ich mich furchtbar schämte, mich wertlos empfand und wehrlos ausgeliefert empfand, benutzt und...stell Dir vor, was geschehen könnte unter diesen Umständen hier und in der Gruppe? Meine Feinde hätten mich fertig gemacht und ich wäre garantiert stigmatisiert gewesen...denkst Du nicht auch? Natürlich trauerte ich lange um meine verlorene innere Reinheit und fühlte mich besudelt und tief verletzt... ..denk daran H., dass gerade wir "Heiminventare", das früh entrissene Liebesnest unserer Eltern, auch als Kleinkinder und Babys schon als Verlust erleben und verkraften mussten und das Unterbewusstsein schon dieses gewaltige "Erdbeben" registriert hat H. das ist so!!! Aber jedes Kind reagiert anders.... ..was für ein GlŸck, dass Dich die TBC aus den Klauen der Täter befreite und das alles gut ausging... ...wir hatten einen Primus der eben gut war, aber dafür ein Tyrann und bei Schwester M. ein Schleimer erster Güte war. Er spielte Kinder, die ihm nicht willig waren, an sie aus und sah solange zu, bis es mir eines Tages reichte und ich ihn, beim Transformator an der Abzweigung in die Schmiedleiten, von der "Blutwiese" aus, in den den sehr steilen Wiesenhang schob und noch zwei weitere seiner Bande hinterher. Sie rutschten immer schneller abwärts und sich hatten sich dabei die Lederhosen zerfetzt und den Schulrantzen zerlegt. Durch das Grasrutschen zogen sie sich heftige Schnittwunden an den Beinen und Händen zu und damit war der Terror eines verführten Kindes unserer Gruppe ersteinmal beendet... ...so Schluss für heute, kümmere Dich um Deine Enkel Du Opa, es hält Dich fit. Alles Liebe und adios Amigo Dein Jöri |
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